Deutschtümelei

Deutschtümelei
deutsch:
Im Gegensatz zu anderen Bezeichnungen dieser Art ist das Wort »deutsch« nicht von einem Volks- oder Stammesnamen abgeleitet, sondern geht auf ein altes Substantiv mit der Bedeutung »Volk, Stamm« zurück (s. u.). Das Adjektiv mhd. diut‹i›sch, tiu‹t›sch, ahd. diutisc, niederl. duits‹ch› »deutsch« (aus dem Niederl. stammt engl. Dutch »holländisch«) ist seit dem 10. Jh. bezeugt und steht neben dem schon im 8. Jh. belegten mlat. theodiscus »zum Volk gehörig, volksgemäß« (mlat. theodisca lingua war die amtliche Bezeichnung der germanischen ‹altfränkischen› Sprache im Reich Karls d. Gr.). Zugrunde liegt ein westfränk. Adjektiv *Þeodisk (als Gegenwort zu *walhisk »romanisch«). Es ist mithilfe des Suffixes -isc (nhd. -isch) zu dem später untergegangenen gemeingerm. Substantiv mhd. diet, ahd. diot‹a›, got. Þiuda, aengl. đeod, aisl. Þjōđ »Volk« gebildet, das auch im ersten Glied germ. Personennamen wie Dietrich, Dietmar erscheint und außerdem der Sippe von deuten zugrunde liegt. Das Substantiv ist z. B. urverwandt mit air. tūath »Volk, Stamm, Land« und lit. tautà »Volk, Nation«, Tautà »Deutschland«. In der Geschichte des Wortes »deutsch« spiegelt sich die Herausbildung des deutschen Sprach- und Volksbewusstseins gegenüber den romanischen und romanisierten Teilen der Bevölkerung im Frankenreich und gegenüber dem Lateinischen. In der Auseinandersetzung zwischen West- und Ostfranken ist das Wort »deutsch« zur Gesamtbezeichnung der Stammessprachen im Osten des Frankenreichs, dem späteren Deutschland, geworden. – Abl.: verdeutschen »ins Deutsche übersetzen« (im 15. Jh. vertūtschen, dafür mhd. diutschen »auf Deutsch sagen, erklären«); Deutschtum »deutsche Eigenart« (Anfang des 19. Jh.s, zuerst ironisch gebraucht, ersetzt es dann das ältere »Deutschheit«), dazu mit abschätzigem Sinn Deutschtümelei (1. Hälfte des 19. Jh.s). Zus.: Deutschland (seit dem 15. Jh. neben der Fügung »das deutsche Land«, mhd. daz̧ tiutsche lant, Plural tiutschiu lant).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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